Begründung

Der LWL ist seit dem Jahr 2005 mit der Westfalen-Initiative und der heutigen Gemeinschaft zur Förderung regionaler Baukultur e.V. im damals gegründeten „Bündnis für regionale Baukultur in Westfalen“ tätig, und zwar mit dem Ziel einer auf den westfälischen Raum zugeschnittenen Ergänzung zu den landes- und bundesweit ausgerichteten Baukulturinitiativen.

Das westliche Westfalen bietet ein reiches baukulturelles Erbe mit vielen herausragenden gebauten Zeugnissen. Die Städte und Gemeinden dieser Region verfügen vielfach über in sich geschlossene und "stimmige" Kernbereiche, aber auch herausragende Einzelgebäude im Außenbereich, die noch viel von der Baukultur früherer Zeiten spüren lassen. Es gibt in der Region auch viele Beispiele zeitgenössischen Bauens, die diese Linie fortsetzen. Diese sind leider nicht die Regel: Sowohl in vielen Ortskernen als auch in den Siedlungsbereichen, die sich nach und nach wie "Jahresringe" um die Kerne herum entwickelt haben, dominieren heute vielfach Beliebigkeit und Einfallslosigkeit. Gleiches gilt für das Bauen im Außenbereich im direkten Umgang mit der Landschaft. Das westliche Westfalen hat dieses Problem erkannt und in vielen Gemeinden und Städte steht das Thema Baukultur auf der Tagesordnung.

Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen der REGIONALE 2016 im Jahr 2011 das Regionale-Projekt „Netzwerk Baukultur im westlichen Münsterland – Bürgerengagement für gutes Bauen“ auf den Weg gebracht. Dabei wurde eng mit dem „Bündnis für regionale Baukultur in Westfalen“ und mit der Initiative StadtBauKultur NRW zusammengearbeitet. 

Zunächst haben sich drei lokale Initiativen, die sich der historischen und zukünftigen Dimension des Themas Baukultur angenommen haben, im Rahmen des REGIONALE 2016-Projektes vernetzt:

-          Die "BauKulturStelle" in Hamminkeln-Dingden möchte das ehemalige Lehrerhaus im Dorfkern vor dem Verfall retten und in dem denkmalgeschützten Gebäude regionaltypische Architektur erlebbar machen. Gedacht als Kompetenzzentrum für Baukultur und Dorferneuerung soll es das Interesse an Baukultur fördern und zeitgenössischem Bauen Impulse geben. Nach schwieriger Suche zur Finanzierung des Projektes, entwickelt sich nun ein Modell, bei dem im Rahmen einer privat-öffentlichen Partnerschaft dem Verein im Lehrerhaus kostenlos Räumlichkeiten für das bürgerschaftliche Engagement in Sachen Baukultur zur Verfügung gestellt werden kann.

-          Ein Umdenken im Hinblick auf die Qualität regionaler Baukultur im ländlichen Raum haben sich auch die Initiatoren der "BauKulturWerkstatt e.V." in Billerbeck zum Ziel gesetzt. Als Denkwerkstatt und Akademie will der Verein gerade auch für junge Menschen, neue Perspektiven für das heutige Bauen eröffnen. So hat der „BauKulturWerkstatt e.V.“ unter anderem aktuell eine Ausstellung unter dem Titel „Moderne mit Tradtion – Ausstellung zum Werk von Sep Ruf“ (26. März bis 21. Mai 2017) in die Kolvenburg nach Billerbeck gebracht, die in der Region eine große Beachtung erfährt und die Diskussion zum Thema Bauqualität anfacht.

-          Das Baumberger-Sandstein-Museum auf dem ehemaligen Rabertshof in Havixbeck soll als Kompetenzzentrum für Naturstein und Baukultur weiterentwickelt werden. Es soll Anlaufstelle für Fachleute, baukulturell Interessierte, Kreative, Schüler, Studenten und Touristen in Fragen der regionalen Baukultur werden.

Die drei Baukulturinitiativen haben im September 2015 eine Kooperationsvereinbarung für die Verstetigung des „Netzwerks Baukultur im westlichen Münsterland“ geschlossen. Außerdem soll das "Netzwerk Baukultur" in Zukunft weiterwachsen. Das Ziel: Eine neue Baukultur-Bewegung in der Region soll etabliert werden.

Die Erfahrungen der Arbeit in den vergangenen fünf Jahren des Netzwerks Baukultur im westlichen Münsterland und auch die Kenntnisse aus zehn Jahren „Bündnis für regionale Baukultur in Westfalen“ zeigen: Eine solche Bewegung braucht eine gute Koordination und idealerweise eine Heimat.

Deshalb haben die Gemeinde Havixbeck und das „Bündnis für regionale Baukultur in Westfalen“ sich zum Ziel gesetzt, die Chancen zu nutzen, die sich durch die Neuaufstellung des Sandstein-Museums ergeben und gemeinsam auf dem ehemaligen Rabertshof die Koordinierungsstelle für Baukultur im westlichen Westfalen zu entwickeln. In sinnvoller Ergänzung und enger Kooperation mit der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen soll die Koordinierungsstelle für regionale Baukultur am Baumberger Sandstein-Museum in Havixbeck das zukunftsfähige Thema inhaltlich besetzen und sukzessive ausbauen.

Der LWL ist zur Verstärkung seiner bisherigen Aktivitäten im Bereich Baukultur bereit, die zukünftige Koordinierungsstelle in Havixbeck mit jährlich 50.000 € institutionell und finanziell zu fördern, und zwar für die Dauer von 15 Jahren. Mit dieser Förderung soll die Grundlage für die Entwicklung von Aktivitäten des Baumberger-Sandstein-Museums als regionaler Veranstaltungsort für Baukultur im westlichen Westfalen, die Durchführung von Veranstaltungen sowie der Aufbau und die Pflege von Netzwerken zum Thema Baukultur geschaffen werden. Die Mittel dienen der Mitfinanzierung von Sach- und Personalaufwand (der Entwurf einer entsprechenden Vereinbarung zwischen LWL und Gemeinde zur Sicherung der angestrebten Zusammenarbeit und Finanzierung ist dieser Vorlage als Anlage 1 beigefügt).

Die in Aussicht gestellte Förderung der Koordinierungsstelle für Baukultur stellt einen ganz wesentlichen und positiven Beitrag zur Erreichung der geplanten Ziele der Gemeinde Havixbeck zur Förderung und Entwicklung der regionalen Baukultur dar. Sie dient im Zusammenhang mit dem REGIONALE-Projekt am Sandsteinmuseum darüber hinaus der Verstetigung der gemeindlichen Bestrebungen der Baukulturförderung und steigert die Aussichten für eine erfolgreiche Arbeit des zukünftigen Kompetenzzentrums für Baukultur.

Insofern sind deutliche und positive Impulse für das Havixbecker REGIONALE-Projekt, für die Baukulturentwicklung in Havixbeck, in der Region sowie darüber hinaus zu erwarten. Auch die geplante Intensivierung der fachlichen Zusammenarbeit mit dem Bündnis für Baukultur in Westfalen sowie dem LWL wird sich positiv auf die Qualität der Arbeit auswirken.

Ferner wird aufgrund der geplanten Wertigkeit des Themas Baukultur der Zugang zu weiteren finanziellen Fördermitteln für das  REGIONALE-Projekt verbessert (z. B. Mittel des Museumsamtes).

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass durch die angebotene institutionelle  Förderung der Koordinierungsstelle Baukultur für die Gemeinde Havixbeck die einmalige Möglichkeit besteht, im Rahmen des geplanten REGIONALE-Projektes am Sandsteinmuseum die Qualität und Tiefenschärfe der Bearbeitung des Themas Baukultur im Kontext mit den anderen beiden Handlungssträngen spürbar zu verbessern.

Beschlussvorschlag

Der Gemeinderat nimmt das Angebot des Landschaftsverbandes Westf.-Lippe (LWL), die baukulturellen Aktivitäten der Gemeinde Havixbeck am zukünftigen Kompetenzzentrum für Naturstein und Baukultur am Sandsteinmuseum finanziell mit 50.000 € jährlich für die Dauer von 15 Jahren zu fördern, an. Er beauftragt den Bürgermeister, eine Vereinbarung mit dem LWL entsprechend dem der Vorlage 027/2017 als Anlage 1 beiliegenden Entwurf abzuschließen.

Finanzielle Auswirkungen:                            x ja     nein

Finanzielle Auswirkungen

Die jährlichen Zuschüsse sind beim Produkt 0405 (Sandsteinmuseum) zu veranschlagen; sie wirken sich unmittelbar ergebnisverbessernd aus und dienen somit der Verringerung des bestehenden Defizits bei diesem Produkt.

Klaus Gromöller