Der neue Sozialarbeiter, Herr Peter Schreckenbach, stellt sich dem Ausschuss vor und berichtet über seine ersten Erfahrungen in Havixbeck und die aktuelle Flüchtlingssituation:

 

Vorstellung

- 17 Jahre WWU Münster, Arbeit im Internationalen Zentrum „Die Brücke“, Integrationsarbeit mit ausländischen Studienbewerbern, Studierenden, Promovenden und Gastwissenschaftlern, Hilfe bei der Bewältigung des Hochschul- und Privatalltags, Orientierung, Beratung, Betreuung und Unterstützung von schwerpunktmäßig arabischen, persischen, kurdischen , afrikanischen, lateinamerikanischen und asiatischen Studierenden

- ab 2015 Sozialarbeiter für das Deutsche Rote Kreuz in der Notunterkunft Wartburgschule mit bis zu 320 Flüchtlingen. Aufgaben: Aufnahme, Unterbringung, Versorgung mit Lebensmitteln und medizinischer Hilfe, Weiterleitung in die Kommunen

- ab Oktober 2016 Arbeit in der Landes- Erstaufnahme Einrichtung Oxford Kaserne für das DRK

- Ab Januar 2017 Leitung von 2 kommunalen Unterbringungseinrichtungen (1 Familien-, 1 Männerunterkunft) der Stadt Münster für das DRK

- seit April 2018 Sozialarbeiter für die Gemeinde Havixbeck im Bereich Soziale Arbeit mit Flüchtlingen

 

Erste Eindrücke

-Durch 15 verschiedene Standorte ist die Erreichbarkeit der Flüchtlinge schwieriger als in Münster, anderseits ist das dezentrale Unterbringungskonzept mit kleineren Wohneinheiten besser für die Betreuungsarbeit und die Integration, da im kleineren Rahmen agiert werden kann.

- Die Wohnsituation einiger Bewohner ist noch sehr unbefriedigend (teilweise leben 2 Personen auf 15m² Zimmern) oder eine 5 köpfige Familie in einer Ein-Zimmer-Wohnung. Aber durch die gemeinsame Arbeit mit dem Gebäudemanagement werden die Wohnsituationen kontinuierlich optimiert.

- Positiv ist, dass alle Kinder, Jugendlichen und junge Erwachsene in Kitas, Schulen oder Bildungsmaßnahmen sind und somit gut versorgt sind. Die meisten Erwachsenen sind in Sprachkursen, arbeiten, machen Praktika, Ausbildung oder sind in Maßnahmen des Jobcenters.

- Das Ehrenamt ist weiterhin sehr aktiv und engagiert (Im Gegensatz zum allgemeinen Trend). Und die Vorgänge in der Verwaltung sind so optimiert, dass ein Agieren mit und in den Verwaltungsstrukturen der Gemeinde Havixbeck sehr transparent und einfach für mich zu Händeln ist.

- Die große Notsituation von 2015 bis Anfang 2017 ist abgemildert, allerdings ergeben sich im Rahmen der anstehenden Integrationsarbeit zusätzlich neue Aufgabenfelder  und Probleme in allen Lebensbereichen.

Im schulischen Bereich gilt es z.B. neben dem Spracherwerb auch aufmerksam zu sein für das alterstypische Verhalten in einer fremden Kultur.

Im Bereich Arbeitsmarkt müssen die Flüchtlinge sich mit den für sie fremden Vorgaben, und Verhaltensweisen vertraut machen. Ein großes Problem stellt die Anerkennung der Schulabschlüsse dar. Ebenso herausfordernd ist für die Auszubildenden der erfolgreiche Besuch der Berufsschule, um die Ausbildung erfolgreich abschließen zu können. Hier fehlt es an geeigneter Unterstützung, die das Ehrenamt allein nicht leisten kann.

Immer wieder kommt es vor, dass geflüchtete Familien mit dramatischen Nachrichten, auch Todesnachrichten aus der Heimat konfrontiert werden.

Diese wenigen, kurz skizzierten Beispiele sollen an dieser Stelle nicht vertieft werden sondern nur verdeutlichen, dass eine enge Betreuung der bei uns lebenden Flüchtlinge auf eine teilweise veränderte aber sehr intensive Art dringend erforderlich ist, um die Integration der Menschen aktiv zu begleiten.

Weiterhin sind Schnittstellen zwischen Verwaltung und Schule, Kita, Arbeitgebern, Vermietern u.Ä. zu den Flüchtlingsfamilien intensiver zu betreuen, um ein Verständnis für die hiesigen Gegebenheiten zu erreichen und die Bewältigung des Alltags zu erleichtern.

 

Aktuelle Situation/Veränderungen

- Die neuen Gebäude Altenberger Straße 46 und Südostring 50 sind beide bezogen worden und die Bewohner haben sich gut eingelebt.

- Im Gegenzug konnten zwei angemietete Wohnungen (Alter Sportplatz 14 und Pieperfeldweg) abgegeben werden.

-Zurzeit wohnen 197 Bewohner in gemeindeeigenem Wohnraum, einige haben privaten Wohnraum gefunden.

- Es sind im Mai 15 Personen nach Havixbeck neu zugewiesen worden.

- 3 Familien (3 Pers. Nigeria, 3 Pers. Irak und 5 Pers. Nigeria), ein Ehepaar (Armenien) und 2 einzelne Personen (Türkei, Pakistan)

 

Es schließt sich eine Fragerunde der Mitglieder des Ausschusses an:

 

Frau Schäpers fragt nach der Sprachbarriere.

Herr Schreckenbach animiert seine Klienten grundsätzlich, sehr schnell die deutsche Sprache zu erlernen.

 

Herr Webering wünscht die Erstellung einer genaueren Übersicht zur Unterbringungssituation der Flüchtlinge in Havixbeck (Fortschreibung der schon einmal vorgelegten Excel-Liste).

 

Frau Böse sagt dies zur nächsten Ausschusssitzung zu.

 

Herr Flüthmann möchte wissen, wie viele Flüchtlinge es insgesamt zurzeit in Havixbeck gibt und wie viele Flüchtlinge Havixbeck wieder verlassen hätten.

 

Die Beantwortung mit genauen Zahlen und Aufenthaltsstatus erfolgt ebenfalls in der nächsten Ausschusssitzung.

 

Frau Hoffmann fragt, warum nicht alle Flüchtlinge einen Sprachkurs besuchen.

Herr Schreckenbach berichtet, dass viele seiner Klienten z.B. arbeiten, in einer Maßnahme des Jobcenters oder in Ausbildung seien und meist ihre vorgeschriebenen Sprachkurse bereits abgeschlossen haben, oder kein Anrecht auf einen Sprachkurs haben (z.B. Asylbewerber im Verfahren oder abgelehnte Asylbewerber).

 

Frau Böse bedankt sich bei Herrn Schreckenbach und betont, dass in der Kommune neben Herrn Schreckenbach mit einer vollen Stelle, Frau Edelkamp mit einer halben Stelle, das Gebäudemanagement und die Hausmeister für die Flüchtlingsarbeit im Einsatz seien, und dass Herr Schreckenbach aufgrund seiner Vorerfahrungen bereits nach kurzer Einarbeitungszeit schon eine gute und dringend notwendige Unterstützung für das Team bedeute.

 

Die Ausschussvorsitzende bedankt sich bei Herrn Schreckenbach und verabschiedet ihn.