Betreff
Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners
Vorlage
VO/003/2020
Aktenzeichen
III/5
Art
Verwaltungsvorlage

Begründung 

 

Sachverhalt und Stellungnahme

 

Der Eichenprozessionsspinner (EPS) ist ein Nachtfalter aus der Familie der Zahnspinner (Notodontidae).Der ausgewachsene Falter fliegt zwischen Ende Juli und Anfang September. Bereits in der zweiten Nacht nach dem Hochzeitsflug (August) legen die Weibchen ca. 150 Eier angeordnet in Reihen im oberen Kronenbereich von Eichen auf dünnen, besonnten Ästen ab. Im Herbst entwickeln sich die Embryos, die den Winter in den Eiern überdauern.

Je nach Temperaturverlauf schlüpfen die Raupen dann zwischen Anfang April und Anfang Mai aus dem Ei und durchlaufen fünf bis sechs Larvenstadien, die jeweils etwa 10 Tage dauern. Insgesamt können die Raupen bis zu 5 cm groß werden. Ab dem 3. Larvenstadium (je nach Wetter bereits ab Ende April/Anfang Mai) bilden sich die für den Menschen gesundheitsgefährdenden Brennhaare.

Nach der Verpuppung ab etwa Ende Juni und einer drei-bis sechswöchigen Puppenruhe schlüpfen im August die Falter, die eine kurze Lebensdauer von wenigen Tagen haben.

 

Der EPS kommt fast ausschließlich auf Bäumen der Gattung Quercus (Eiche) vor, in Deutschland auf Stieleichen (Q. robur), Traubeneichen (Q. petraea) und Roteichen (Q. rubra). Er besiedelt bevorzugt Eichenwälder, deren Waldränder und Einzelbäume, kommt aber auch in lichten Eichen-Hainbuchenwäldern und Eichen-Kiefernwäldern sowie in Ausnahmefällen an weiteren Laubbaumarten vor. Besonders günstige Bedingungen findet der EPS in warm-trockenen Regionen. Auf den befallenen Bäumen fressen die Raupen des EPS die frisch ausgetriebenen Blätter meist vollständig bis auf die Mittelrippe ab.

In besonders starken Befallsjahren weichen sie auch auf andere Baumarten, insbesondere die Hainbuche, aus. Dabei fressen die jüngeren Entwicklungsstadien im oberen Bereich der Eichenkronen, während ältere Stadien sich vorwiegend im unteren Bereich aufhalten. Vom Beginn ihrer Entwicklung an leben die Raupen in Familienverbänden. Sie fressen hauptsächlich nachts und wandern dazu gemeinsam den Baumstamm und die entsprechenden Äste entlang. Diese namensgebenden Prozessionen unzähliger Raupen können bis zu 10 Meter lang sein. Tagsüber und zur Häutung ziehen sie sich in ihre Nester zurück. Während jüngere Raupenstadien kleine Blattgespinste im oberen Kronenbereich bilden, spinnen die älteren Raupen ab dem fünften Larvenstadium bis zu fußballgroße Nester, die sich in Astgabeln am Stamm sowie an dicken Ästen im unteren Kronenbereich befinden. In den Gespinstnestern findet auch die Verpuppung statt.

 

Die Haare der Raupen des Eichenprozessionsspinners können bei empfindlichen Personen schwere gesundheitliche Probleme verursachen. In den vergangen Jahren hat sich die Art regelmäßig stark entwickelt und Probleme verursacht. An bestimmten, stark frequentierten Stellen – wie zum Beispiel an  Schulen, an Wanderwegen oder auf Spielplätzen – ist es notwendig, den Eichenprozessionsspinner zu bekämpfen. Dafür haben sich in der Praxis unterschiedliche Maßnahmen etabliert. Ziel ist es, die Gefahr für den Menschen zu minimieren. Das Hauptaugenmerk liegt auf Bekämpfungsmaßnahmen, die die giftigen Haare der Raupen entfernen.

 

Mechanische Verfahren

 

Das einfachste Verfahren ist, die betroffenen Bereiche weiträumig für Fußgänger, Radfahrer oder Jogger abzusperren. Somit wird die Hochzeit, in der die Raupen aktiv sind, überbrückt. Auch Hinweisschilder und Hinweise in den Medien zur Gefährlichkeit der Raupen tragen dazu bei, dass Menschen gewarnt sind und Eichen und Nester meiden. Dennoch verhindert dies nicht, dass sich die Brennhaare in der Umgebung der Befallsbäume anhäufen und zur Gefahr werden. Diese Methode ist somit nur an Orten sinnvoll, wo die Freizeitnutzung nicht stark ausgeprägt ist.

An Orten, die häufig von Menschen aufgesucht werden, ist es am effektivsten, die Nester der Raupen zu entfernen. Oft werden die Raupen samt Gespinst mit Saugern eingesaugt oder abgebrannt. Auch das händische Einsammeln wird praktiziert. Diese Verfahren sind äußerst wirkungsvoll, jedoch für den ausführenden Arbeiter nicht ungefährlich. Für die Arbeiter ist es zwingend notwendig, spezielle Schutzanzüge zu tragen. Die Anzüge verhindern, dass die Haare auf die Haut gelangen. Nach Abschluss der Arbeiten müssen diese gründlich gereinigt werden.

 

Chemische Verfahren

 

Da es sich beim Eichenprozessionsspinner um eine Art handelt, die die Gesundheit des Menschen gefährdet, ist eine chemische Bekämpfung erlaubt. Dazu werden Insektizide vom Boden oder aus der Luft auf die Nester gesprüht. Die Bekämpfung des EPS mittels Insektiziden ist nur dann besonders effektiv, wenn dies während der ersten beiden Larvenstadien geschieht, d. h. etwa zwischen Mitte/Ende April und Mitte/Ende Mai. Ab dem dritten Larvenstadium besitzen die Raupen bereits ihre Brennhaare, die auch nach dem Einsatz chemischer Mittel noch wirksam sind. Diese Methode empfiehlt sich nur im Notfall, da Insektizide negative Auswirkungen auf die Umwelt und andere Tierarten mit sich bringen. Zudem müssen günstige klimatische Bedingungen herrschen (Lufttemperatur 15 bis 25 Grad, trockenes Wetter, keine direkte Sonneneinstrahlung, kein starker Wind).

 

In 2019 hat der Bauhof ca. 180 Std mit der Kontrolle und der Beseitigung der Raupen aufgewendet. Der Befall durch den Eichenprozessionsspinner lag bei fast jeder Eiche. Es wurden ca. 600 Nester festgestellt. ¾ der Nester konnte bereits in der Anfangszeit durch den Bauhof entfernt werden. Durch die frühzeitigen und mehrmaligen Kontrollen (Baumkataster) konnte der Einsatz externer Firmen auf wenigen Einsätzen (Steiger erforderlich) minimiert werden.

 

In der Sitzung des Ausschuss für Umwelt, Verkehr, Feuerwehr und Friedhof wird Frau Wahlers vom Bauhof für weitere Fragen zur Verfügung stehen.

Frau Wahlers ist die zuständige Baumkontrolleurin und hat zudem umfassende Kenntnisse über die Bekämpfung der EPS.

 

Die Verwaltung empfiehlt, weiterhin das mechanische Verfahren durchzuführen und auf chemische Lösungen zu verzichten. Dieses Verfahren wird auch durch den NABU empfohlen.

 

Darüber hinaus werden 50 Nistkästen für Rotkehlchen, Blau- und Kohlmeisen aufgehängt, die als natürliche Fressfeinde der Raupen gelten.

Durch die Behindertenwerkstätten der Stift Tilbeck GmbH wird dieses Vorhaben unterstützt, die entsprechend 10 selbstgebaute Nistkästen zur Verfügung stellt. 

Die Anschaffung der Nistkästen beläuft sich auf 483,70 €.

 

Beschlussvorschlag 

Der Gemeinderat beschließt, weiterhin die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners im mechanischen Verfahren durchzuführen. Darüber hinaus sollen ca. 60 Nistkästen aufgehängt werden.

 

Finanzielle Auswirkungen:                                       ja

 

 

Finanzielle Auswirkungen 

In den vergangen Jahr sind durch den Einsatz des Bauhofs für Personal, Fahrzeug, Geräte, Kosten in Höhe von 6.112,80 € entstanden.

Der Aufwand für Fremdfirmen und Materialien (Sprühkleber etc.) belief sich auf 4.376,38 €.

Da die Kosten stark von dem Befall abhängen, kann eine Aussage hierzu derzeit nicht ermittelt werden.