Sitzung: 30.01.2018 Ausschuss für Jugend, Soziales, Schule und Sport
Mit
E-Mail vom 23.01.2018 stellt Herr
Brüggemann folgende schriftliche Anfrage:
„Betr.
Flüchtlinge auf dem Weg ins Berufsleben unterstützen WN Nottuln vom 19.01.2018.
Sehr
geehrter Herr Gromöller,
aus
der WN Nottuln habe ich erfahren das es mit Unterstützung von Sozialarbeitern
des ‚ Havixbecker Modells‘, ein Initiative zur Integration von Flüchtlingen
gegründet wurde.
Nach
dem Bericht sind nur die Gemeinden Nottuln und Rosendahl, in dieses Projekt
eingestiegen.
Uns
würde interessieren warum die Gemeinde Havixbeck nicht diesem Projekt
beigetreten ist, zumal die Federführung beim „Havixbecker Modell“ angesiedelt
ist. Auch der Job Coach ist ein erfahrener Havixbecker Bürger! Denn nach meinem
Kenntnisstand ist eine Unterstützung der Arbeit von INCA+, durch hauptamtliche
Mitarbeit sehr wünschenswert.
Bitte
begründen sie doch warum sie überzeugt sind, das es in Havixbeck mit
ehrenamtlichen Mitbürgern einen besseren Weg gibt, um unsere ausländischen
Mitbürger zu integrieren bzw. in ein Berufsleben zu vermitteln.
Bitte
beantworten sie doch diese Anfrage im Sozialausschuss am Di 30.01. 2018
Viel
Dank.“
Der
Bericht aus den Westfälischen Nachrichten Nottuln, auf die sich Herr Brüggemann
bezieht, wird im Ratsinformationssystem (nur online) als Anlage 2 zum Protokoll
eingestellt:
Antwort der Verwaltung:
Ausführungen zu den Gründen der
Nichtbeteiligung an dem Projekt „Jobcoach“
Es sind
mittlerweile – insbesondere durch die Erweiterung der Angebote und Einrichtung
unterschiedlicher Stellen – sehr gute und funktionierende Strukturen für
sämtliche Flüchtlinge geschaffen worden:
-
Integration
Point (für Flüchtlinge, die sich noch im Asylverfahren befinden)
-
Hilfeplanung
für Flüchtlinge des Kreises Coesfeld (aufgrund der Flüchtlingswelle vor einiger
Zeit zusätzlich installiert; hier erfolgte bereits die Kaltakquise in einigen
Fällen)
-
Hilfeplanung
Kreis Coesfeld (Vermittlung der anerkannten Flüchtlinge, Vermittlung in
Maßnahmen / Integrationskurse)
-
Bewerberforum
in Havixbeck: hier bestehen sehr gute Kontakte zu Firmen, sogar über die
Grenzen von Havixbeck hinaus; dem großen Engagement der Leiterin sind etliche
Arbeitsvermittlungen zu verdanken
-
Fallmanagement
des Jobcenters:
o
Arbeitsvermittlung
ist Kernaufgabe
o
Durch
langjährige Betreuungszeiten kennen die Mitarbeiterinnen des FM die Flüchtlinge
sehr gut (seit den Ankunftszeiten und dem Asylleistungsbezug, dann Übergang in
das SGB II begleitet, Anerkennungsverfahren Schul- und Berufsabschlüsse) und
können bei Anfragen von potentiellen Arbeitgebern bzw. offenen
Stellenausschreibungen gezielt vermitteln
o
Es
bestehen gute Kontakte zu Firmen; Anfragen in Bezug auf Fördermöglichkeiten (z.
B. Lohnkostenzuschuss), Sprachkenntnisse, Voraussetzungen für ein Praktikum,
etc. können direkt mit dem richtigen Ansprechpartner erörtert werden, ohne
lange Umwege und Rücksprachen, die sehr zeitintensiv sind
-
Starkes
Ehrenamt: die vorhandenen Strukturen und Ansprechpartner sind beidseitig
bekannt, werden effektiv und im Sinne der Flüchtlinge genutzt, die
Zusammenarbeit erfolgt ergänzend und nicht parallel, die Vernetzung und
Einsatzbereitschaft der ehrenamtlich Tätigen sind oftmals bereits sehr gut und
sollten weiterhin genutzt werden.
-
Havixbeck
beschäftigt zwei Sozialarbeiter/innen, die nicht nur für Flüchtlinge im
Leistungsbezug zuständig sind, sondern für sämtliche Personen als
Ansprechpartner mit Lotsenfunktion tätig sind. Sofern sich Probleme bei einer
erfolgreichen Arbeitsaufnahme ergeben, kann auch hier eine Hilfestellung
angeboten werden.
Insgesamt
bleibt erfreulicherweise festzuhalten, dass aktuell dank des etablierten
Systems sämtliche Flüchtlinge unter Berücksichtigung der persönlichen
Kenntnisse, Fähigkeiten und Situationen
„versorgt“ sind.
Es
bestehen daher erhebliche Zweifel, ob eine weitere externe Kraft tatsächlich
eine sinnvolle Ergänzung darstellt oder vielmehr die Gefahr einer
Parallelstruktur und Mehrarbeit ohne dementsprechenden Nutzen für alle
Beteiligten besteht. Bereits jetzt sind die Flüchtlinge durch viele
verschiedene Ansprechpartner oftmals überfordert; es besteht die Notwendigkeit
des ständigen Austausches der einzelnen Stellen / Personen untereinander, damit
im Sinne der Flüchtlinge die bestmögliche Betreuung sichergestellt werden kann.
Die Bedenken diesbezüglich konnten eben so wenig ausgeräumt werden wie die
Frage nach der Effektivität bei einem
wöchentlichen Stundenumfang von 9,75 / Woche, abzüglich Fahrzeiten,
Verwaltungstätigkeiten, etc.
Die
Kosten für den Jobcoach tragen zu einem nicht unerheblichen Teil die Kommunen.
Nach einer ersten Berechnung würden sich die Kosten für Havixbeck für eine
0,25-Stelle (9,75 Std / Woche) auf ca. 4.150,- € / Jahr belaufen.
Die
Arbeitsvermittlung von Flüchtlingen ist vorrangige Aufgabe des Jobcenters und
wird entsprechend finanziert aus Bundesmitteln. Sofern ersichtlich ist, dass
Bedarfe bestehen, die durch die derzeitigen Angebote und Strukturen nicht
gedeckt werden, muss hier eine Nachbesserung im System mit Kostendeckung durch
den Bund erfolgen.
Diese Informationen beziehen sich speziell auf die
Havixbecker Gegebenheiten. In Nottuln und Rosendahl sind die Voraussetzungen
möglicherweise nicht vergleichbar.